Das Imaginäre

...hat seine sprachlich-philosophischen Wurzeln in "Image" und beschreibt den Charakter als Konsequenz von Kräften, die auch einem Fahrzeug eine eigene Persönlichkeit verleihen, denn "Zwang ist das Wesen der Form" (so Salvatore Dali) oder jedes Verhalten folgt nur ihrer sinnreichen Vorrichtung.

Der wissenschaftlich abstrahierbare Hintergrund ist das imaginäre, verborgene, unsichtbare Kräftebild um den bewegten Schwerpunkt, aber es resultieren (neben einer guten Traktion durch Lateralflächen gegen Lee oder Auftriebsprofilen nach Luv) schließlich nur drei (!) Störungen als Schwingungen um x, y und z, oder wie der Skipper sagt:

...es kann rollen, gieren und stampfen.

Das sind die Freiheitsgrade eines Fahrzeuges und jede konstruktive Dämpfung ist individuell, mehr noch, das hineinkonstruierte Dämpfungsverhalten ist ein Maß der Stärke und Güte für die Selbstbeherrschung ihrer immanenten Risiken und damit ein dynamisch präsentes Seetüchtigkeitsargument. So isolieren wir (neben den jeweils drei realen und zeitlichen Risiko-Fragen) die drei imaginären Aspekte:

i1) Rollen (geht dem Kentern voraus und) wird mit dem Ausleger aufgestoppt. Der Ausleger überscheitet in Maßen und Masse nicht die Hälfte des Hauptrumpfes, damit er nach dem Durchkentern über den großen Rumpf steigen kann. Katamarane muss man leider mit dem Kran bergen; Eineinhalb-Rümpfer nicht. In grober See geschieht das Aufstehen alleine. Bei glatter See und kleinen Schiffen steht man auf das Schwert und eine Seafly über 200kg Masse bekommt ein "Auftriebsdach" über welches sich bei auch ruhiger See das Fahrzeug abrollen kann. Im Vergleich (cos/sin) zum Kielballast und seiner anfänglichen Indifferenz ist die hohe Anfangsstabilität eines Auslegers ein willkommener Nebeneffekt für Ruhe im Fahrzeug.

i2) Stampfen (führt kopfüber zum Abtauchen oder Festbohren in der Welle, schon das permanente Wasseraufdecknehmen ist penetrant) und wird mit voluminösen Rumpfenden aufgestoppt, wenigstens über der Wasserlinie oder gleich Löffelbug. Eine vorauslaufende Stevenspitze hat ohnedies nur lateralen Sinn, den ein vorauslaufendes Ruder mehr als ersetzen kann: wir haben gummigestroppt einen Automatismus beobachtet, der vor jedem Brecher den Idealkurs erzeugt und den Steuermann ersetzt.

i3) Gieren (der rückwärts geschobene Leiterwagen führt zum Querschlagen) und wird durch ein Trimmrigg traktiert, denn ein ziehender Segeldruckpunkt ersetzt die Windfahnensteuerung bzw. den Pinnenmann, der sein Schiff auf der Kurslinie bugsiert, und man kann schon kleine 5mtr Schiffchen mit Ruhe auf Kurs halten. Ganz reale Gefahren werden hier mit dem Segel kompensiert. Regatta-, Nebel- und Langfahrtseglern haben wir noch einen AUTOPILOTEN der Superlative zu bieten, der on Line konstruktive Kritik übt oder selbst steuern kann.

Jeder Punkt zeigt auf jahrhunderte alte Technik, auch das Steuern mit dem Segel musste nicht neu erfunden werden.

Ebenso alt ist der Rückwärtsgang und die Seafly wird gesegelt wie das fallende Blatt im Herbst (...sie kann aber auch auf dem gleichen Wege jeweils anluvend zurück).

Dieser Vorteil rechtfertigt sich durch ein einziges Manöver: Wird's im Sturm zu herb, so kann man (ohne vor der Welle abzudrehen, also völlig ohne Breitseite) einfach Backstellen, um in Sekundenschnelle auf Top und Takel zu gehen (auch hier kein Querschlagen, sondern auf demselben Bug zurück).

Gerade diese drei Punkte der physikalischen Freiheitsgraddämpfung führen eine Seafly auch in grober See in  berechtigtem Sicherheitsgefühl und Sie gehen noch mit Freude hinaus, wo andere schleunigst an ihnen vorbei in den Hafen wollen. Es sind auch die Punkte, die jeglicher Seekrankheit vorbeugen, weil sie überzeugende Ruhe ins Fahrzeug bringen: Es gibt keine schlagartigen Lastwechsel.

real imaginär zeitlich